Radio Melibokus wird 10

Zwei Ziehväter, Eierkartons in der Sprecherkabine und ganz viel Idealismus

Radio Melibokus feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Ein schöner, runder Geburtstag, mit dem Erinnerungen an die Anfänge verbunden sind. Wie kam es eigentlich zu der ungewöhnlichen und mutigen Idee, einen regionalen Radiosender an der Bergstraße zu etablieren?

Neben Helmut Buchholz ist Hans Genthe einer der beiden Gründungsväter von Radio Melibokus. Buchholz ist Pfarrer und evangelischer Religionslehrer am Schuldorf, Genthe ist heute als Pressesprecher für das evangelische Dekanat Kronberg tätig. Er wurde 2001 von Buchholz angesprochen, seine Erfahrungen von Radio ÜKW, das er neben weiteren evangelischen Veranstaltungsradios 1997 gegründet hatte, einzubringen. Damals war er Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit in der evangelischen Propstei Starkenburg.

Neben der Idee brauchte es natürlich die Technik, damit die Menschen entlang der Bergstraße Radio Melibokus hören konnten. Das mobile Equipment stellte in den ersten Jahren das Evangelische Medienhaus in Frankfurt sowie das Schulradio des Schuldorfs Bergstraße, dort wo Radio Melibokus von Anfang an zu Hause war. Die Radiomacher der ersten Stunde schmunzeln noch heute über die zahlreichen Eierkartons, die in den ersten Jahren als behelfsmäßige Schalldämpfung in der Sprecherkabine im Radiostudio angebracht waren.

Schnell formierte sich um die beiden Gründungsväter ein so genannter Programmrat, ein Organisationsteam, das noch heute das Radioprojekt realisiert. Es wuchs binnen weniger Jahre von zunächst etwa einem halben Dutzend Mitglieder auf heute 16 Personen. Sie alle sind ehrenamtlich für die Radiomacher und die Hörer entlang der Bergstraße tätig.

Die Themenauswahl und die inhaltliche Qualität ihrer Aufarbeitung sah Genthe schnell als seine spezielle Aufgabe an. Buchholz kümmerte sich um Sponsoren und die Ansprache von Radiomachern. Zunächst wurde ein Sendeschema entwickelt, daraus folgte dann der konkrete Sendeplan mit den jeweiligen einzelnen Sendungen.

Bereits von Anfang an haben die Radiomacher von Radio Melibokus den ganzen Tag live gesendet. In den Nächten lief überwiegend der Musikcomputer. So konnte Musik gespielt werden, ohne dass das Studio mit einem Moderator besetzt war. Das war natürlich aufregend, weil immer befürchtet werden musste, dass der Computer abstützt, was er auch immer wieder einmal tat. Zu den kniffligsten Dingen, die anfangs gelöst werden mussten, zählte für die beiden Ziehväter die Einbindung der Bürger in das Programm. Ein neues Projekt, ein Radio zum Mitmachen - das war neu und musste den Menschen vermittelt werden. Es gelang. Die Menschen an der Bergstraße ließen sich schnell auf das Abenteuer Radio ein, absolvierten die nötigen Workshops und gingen auf Sendung. Und sie sind es noch heute, die das Programm von Radio Melibokus prägen - ob als Radiomacher oder als Gesprächspartner in Sendungen.

Radio machen kostet natürlich Geld. In den ersten Jahren kam durch Sponsoren und Spender weniger Geld rein, als etwa für die Sendelizenz ausgegeben wurde. Die Differenz wurde vom damaligen Träger, dem Evangelischen Medienhaus der EKHN, getragen. Die gab vor einigen Jahren die Trägerschaft für alle ihre Radioprojekte ab, Radio Melibokus musste sich einen neuen Träger suchen und sendete zwei Jahre lang unter der Trägerschaft des evangelischen Dekanats Bergstraße. Im Jubiläumsjahr gibt es erneut einen Trägerwechsel. Radio Melibokus sendet erstmals unter der Trägerschaft des katholischen Bistums Mainz und dokumentiert damit seine ökumenische Ausrichtung, die das Programm schon immer geprägt hat.

Heute finanziert sich Radio Melibokus längst aus den Einnahmen, die es von Sponsoren erhält. Viele namhafte und große Unternehmen (darunter zwei DAX-notierte Unternehmen) und zahlreiche kleinere regionale Unternehmen haben das Radio als Plattform für ihre Selbstdarstellung entdeckt.
„Ohne deren Beteiligung wäre ein solches medienpädagogisches Projekt gar nicht möglich“, sagt Gastgeber und Schuldorf-Leiter Ronald Seffrin. „Es ist wichtig, dass sich Sponsoren für ein derart ungewöhnliches wie seltenes Projekt engagieren.“

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